Die Essbare Stadt – Alleinstellungsmerkmal oder Auslaufmodell?

Wer häufig in Deutschland und dem europäischen Ausland unterwegs ist, stellt immer wieder mit Überraschung fest, wie bekannt Andernach für seine Essbare Stadt ist. Die Essbare Stadt ist ein Alleinstellungsmerkmal, sie ist für Andernach zu einer Marke geworden. Andere engagieren eine Werbeagentur, brauchen Jahre und investieren Unsummen, um Marken aufzubauen und zu etablieren. Andernach fiel die Marke Essbare Stadt praktisch in den Schoß, dank der Weitsicht und des Mutes des damaligen Oberbürgermeisters und einiger Mitarbeiter. Eine Marke strahlt aber nicht ewig, sie muss immer wieder aufpoliert werden, wenn sie ihre Strahlkraft behalten soll. Inzwischen ist die Essbare Stadt in die Jahre gekommen, sie braucht dringend neue Impulse, es ist Zeit für ein „Relaunch“. Eigentlich ist Andernach mit der Essbaren Stadt gleich doppelt privilegiert. Ernährung besitzt als Thema eine dauerhafte Aktualität und zudem gibt es einige Brücken in die Geschichte der Stadt wie etwa die Rolle Andernachs als Drehscheibe für Reib- und Mühlsteine.Anders als viele andere Projekte wurde die Essbare Stadt in der Verwaltung erdacht, sie gilt damit als top-down-Projekt. Die Stadtratsfraktion Bündnis90-Die Grünen möchte daher von der Stadtverwaltung erfahren, wie sie dem Projekt frischen Wind einhauchen will und welche neuen Ideen sie künftig umsetzen will. Zugleich möchten wir fünf Vorschläge machen, wie sich die Essbare Stadt in den nächsten Jahren weiter entwickeln könnte.

Fläche erweitern

In der Innenstadt könnten weitere Flächen mit essbaren Pflanzen bespielt werden, etwa der Bereich zwischen Christuskirche und ehemaliger kurfürstlicher Burg, am Runden Turm oder mittelfristig im Bereich des Teichs am Helmwartsturm. Denkbar sind hierbei Schwerpunkte wie Stein- oder Kernobst. Ein attraktives Angebot, welches als Referenz dienen kann, ist etwa der Tempel der Pomona in Bad Homburg. 

Trinkbare Stadt

Eine der letzten Impulse war die Ergänzung um eine trinkbare Stadt. Heute finden wir Trinkwasserbrunnen am historischen Rathaus, am Ochsentor und auch im historischen Garten, die beiden letzten davon wurden als „Dauerläufer“ installiert. Weitere Brunnen in der Stadt sind denkbar, hier bieten sich neben dem Bahnhofsvorplatz besonders die Standorte der bis ins späte 19. Jahrhundert städtischen Brunnen an, etwa in der Hochstraße an der kurfürstlichen Burg oder an der Kreuzung Kirchstraße. Diese Brunnen können auch einen Beitrag zur Klimaanpassung leisten, zugleich würden sie die Aufenthaltsqualität steigern und die Aufenthaltsdauer von Besuchern erhöhen. Eine überregionale wenn nicht nationale Beachtung könnte mit einer Sanierung des seit mehr als zehn Jahren abgesperrten Brunnenpavillons in Tönisstein erreicht werden. National deswegen, weil diese Quelle eine zweitausendjährige Tradition hat, die auch noch durch römische Inschriften, Tagebücher etc. gut dokumentiert ist.

Kooperation mit Uni/FH/Stiftungen/DGE

Um Expertise im Bereich Ernährung zu gewinnen und zugleich eine größere Breitenwirkung zu erreichen, können Kooperationen mit Hochschulen, Stiftungen und Verbänden eingegangen werden. Hier bietet sich etwa die Universität Bonn mit dem Fachbereich Ernährungswissenschaften oder die Deutsche Gesellschaft für Ernährung mit Sitz ebenfalls in Bonn an.

Fundament verbreitern

Vor ein paar Jahren wurde am Bollwerk von der Firma Finzelberg ein Beet mit Heilkräutern angelegt. Ein Engagement weiterer Firmen ist denkbar und sollte erfragt werden. Inzwischen hat man sich zwar in Andernach daran gewöhnt, dass die Flächen der Essbaren Stadt fast vollständig von der Perspektive gGmbH gepflegt werden. Für eine stärkere Identifikation ist aber mehr bürgerschaftliches Engagement wünschenswert. In diesem Sinne sollte immer wieder versucht werden, ob Vereine, Nachbarschaften oder Ehrenamtsinitiative die Pflege von Teilflächen übernehmen können. 

Dauerhafter Vermittlungsort

Stiftungen im Bereich Ernährung wie die Edeka-Stiftung, die REWE-Stiftung oder die BayWa-Stiftung legen meist ihren Schwerpunkt auf die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für Lebensmittel und eine gesunde Ernährung. Mit Gärten und Beeten an einigen Grundschulen und Kitas hat Andernach dafür schon Fundamente gelegt. Wenn Andernach hier ein Bildungsangebot schafft, dann kann die Stadt mit hoher Wahrscheinlichkeit Fördermittel einwerben und zugleich die Breitenwirkung für das Projekt und die Stadt dauerhaft steigern. Für einen solchen außerschulischen Lernort braucht die Stadt einen ganzjährig zur Verfügung stehenden attraktiven Vermittlungsort. 

Wir hoffen, mit den Vorschlägen eine Diskussion um die Zukunft der Essbaren Stadt anzustoßen und sind gespannt, ob bzw. welche Vorschläge aus der Bürgerschaft und den anderen Fraktionen kommen.

 

 

Vom Alten Krahnen direkt auf den Krahnenberg – Anregung eines Klettersteigs mit Wandervariante

Bei der Diskussion um die Entwicklung des Krahnenbergs spielt die Erschließung eine ganz zentrale Rolle. Hier sind in den beiden letzten Jahren schon etliche Vorschläge gemacht worden. Angedacht waren etwa eine neue Straße von Eich über das Krahnenbergplateau sowie ein Schräg- oder Senkrechtaufzug. Diese Varianten wurden in der Diskussion wegen des hohen Flächenverbrauchs und unverhältnismäßiger Kosten verworfen. Wesentlich leichter, zügiger und günstiger zu realisieren sind hingegen bessere Fußwege auf den Krahnenberg, ganz im Sinne einer schonenden und nachhaltigen Entwicklung.

Nach der Anregung durch einen mittelbaren Nachbarn, dem Studium historischer Fotos und etwas Recherche möchten wir eine weitere Variante vorschlagen. Neben den derzeit geprüften Wegen vom Philosophenweg auf die Kanzel und über die ehemalige Trasse der Standseilbahn ist auch eine direkte Zuwegung denkbar. So könnte vom Alten Krahnen ein Klettersteig direkt zur Kanzel führen. Ähnlich wie bei dem 2006 in Boppard eröffneten „Mittelrhein Klettersteig“ könnte der Steig eine Wandervariante erhalten, bei dem die Kletterstellen umgangen werden.
Ein um 1925 entstandenes Foto zeigt den Andernacher Hausberg aus Leutesdorfer Perspektive. Wir erkennen, dass die Rheinwiesen damals noch zum Bleichen von Wäsche genutzt wurden und dass es am Hang des Krahnenbergs terrassierte Weinberge gab. Am rechten Bildrand erkennt man oben die Anfang der 1960er Jahre abgerissene Kaiserburg. Zwischen Altem Krahnen und Kanzel liegen die beiden großen Schiefersteinbrüche, welche bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts das Material für den Bau fast aller Gebäude in Andernach lieferten. Zwischen den Steinbrüchen und etwas weiter nördlich des rechten Steinbruchs erkennen wir schmale Pfade. Hier könnte ein Wanderweg angelegt werden. Ein entscheidender Vorteil dabei: der Boden gehört seit dem Mittelalter der Stadt Andernach.

Wir rechnen nicht damit, dass künftig alle Besucher des Krahnenbergs diese steile Route wählen werden. Doch ein steil geführter Wanderweg und ein Klettersteig bieten mit ihrem hohen Erlebniswert und den spektakulären Blicken ins Rheintal eine attraktive Variante mit Alleinstellungsmerkmalen und sie verringern das Verkehrsaufkommen.

Wir bitten daher die Verwaltung und andernach.net darum, diese Variante auf ihre technische Realisierbarkeit und touristische Vermarktung zu prüfen.



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